Wenn einem das aktuelle Narrativ zur Klimarettung spanisch vorkommt, das in einer Art Fundamentalismus Kohlendioxid zum Alleinschuldigen macht, sich fast ausschließlich an der CO2-Reduzierung mit technischen Mitteln orientiert und dem festen Glauben anhängt, die industrielle Wachstumsgesellschaft mit erneuerbaren Energien unverändert weiterlaufen lassen zu können, der ist bei Charles Eisenstein in guter Gesellschaft. Eisenstein betrachtet es als dringlichste Aufgabe, an der Gesundung unserer Wälder, Meere, Feuchtgebiete, Flüsse, Böden und Lebewesen zu arbeiten, denn nur intakte Ökosysteme sind den Herausforderungen der Zukunft gewachsen. Dabei misst er der lokalen Ebene eine wichtige Bedeutung zu.
Auch wenn man Eisensteins Hoffnung oder Wunsch, dass die Menschheit in absehbarer Zeit zu einer Weltsicht bereit wäre, die von einer Verbundenheit allen Lebens ausgeht und zu einem achtsameren Umgang mit diesem Planeten führt, eher skeptisch sieht, findet man in Eisensteins Buch eine Menge wertvoller Ausführungen und Anregungen dazu, wo die Schwerpunkte für eine tatsächlich nachhaltige und langfristig erfolgreiche Klimapolitik liegen müssten.
Summa summarum: Wem die derzeitige Diskussion ums Klima zu einseitig und zu oberflächlich ist und einen Blick auf die engen Zusammenhänge mit der biologischen Vielfalt und den Ökosystemen dieser Erde werfen möchte, der hat mit Eisensteins Buch eine reichlich sprudelnde Quelle zur Hand.
Charles Eisenstein (2019): Klima. Eine neue Perspektive. Europa Verlag, 400 Seiten, 22,00 € (auch als Taschenbuch 14,00 €)