„An ihren bunten Liedern klettert die Lerche selig in die Luft.“
Nikolaus Lenau (1802-1850)
Bei uns von April-Oktober, Teil- und Kurzstreckenzieher,
überwintert in West- und Südeuropa bis nach Mitteleuropa,
liebt offene Landschaften wie Äcker, Wiesen, Weiden, Moore
Bodennest, 1-3 Jahresbruten, 3-5 Junge , ab Mitte April bis Juni,
ernährt sich im Frühling und Sommer von Bodentieren,
im Herbst Sämereien, im Winter grüne Blättchen
Der Gesang der Feldlerche ist auch heute noch vielen Menschen bekannt und gilt als die Frühlingsbotschaft an sich. Diesem erstaunlichen, zierlichen Vogel scheint die Luft nie auszugehen, wenn er über uns seinen mitunter minutenlangen Singflug zelebriert. Schon im Steigflug, der es auf 50 bis 200 Meter Höhe führen kann, singt das Vögelchen und hört einfach nicht mehr auf. Irgendwann geht die Reise dann wieder hinunter, natürlich weiter singend. Und selbst dann, wenn es den Boden erreicht hat, schwätzt und trällert es zuweilen noch fleißig weiter. Die Singerei scheint seine große Leidenschaft zu sein. Die Feldlerche ist ein wahres Meisterwerk der Technik, daran wird wohl niemand zweifeln. Der Name des Konstrukteurs ist leider nicht überliefert.
Die Feldlerche wurde vom NABU zum Vogel des Jahres 2019 gekürt und diese Ehre wird ihr nach 1998 schon zum zweiten Mal zuteil. Das ist im Gegensatz zu den Ehrungen für besonders eindrucksvolle menschliche Leistungen kein gutes Zeichen. Die warnenden Worte von 1998 wurden eigentlich komplett in den Wind geschlagen. Mehr als jede vierte Lerche ist seitdem in Deutschland verschwunden und anderswo ist es nicht anders.
Allerdings kämpft sie von allen Feldvögeln bis jetzt noch am erfolgreichsten gegen die widrigen Umstände in den Feldfluren von heute. Welch enorme Leistung das ist, zeigt sich, wenn wir uns die Fortpflanzung der Art noch etwas genauer betrachten: Gelege ab Mitte April bis Juni, in der Regel 1-3 Jahresbruten, (2) 3-5 (7) Eier, das Weibchen brütet 10-14 Tage, Männchen und Weibchen füttern beide, Junge sind nach 19-20 Tagen flügge, verlassen aber oft schon vorher das Nest.
Summa summarum also braucht die Familie mindestens fünf lange Wochen, um den Nachwuchs einigermaßen sicher aus dem Gröbsten herauszubringen. Dabei ist die Lerche noch sehr flott unterwegs, viele Vögel brauchen erheblich länger, das Rebhuhn beispielsweise etwa 50 Tage für ihre (8) 10-20 (24) Küken in einer Jahresbrut. Das ist wohl neben der Flexibilität bei der Wahl des Brutplatzes und der bis zu drei Jahresbruten das Geheimnis ihres noch vergleichsweise guten Bestandes. Das Vögelchen betreibt also eine kluge Risikoverteilung. Trotzdem lassen mittlerweile viele landwirtschaftliche Flächen keine erfolgreichen Feldlerchenbruten mehr zu. Irgendwann ist auch die Feldlerche mit ihrem Latein am Ende. Immer mehr Flächen werden einfach zu intensiv bewirtschaftet und das bis zum letzten Quadratmeter. Randstrukturen: Fehlanzeige.
Matthias Scheffler