Die Haselmaus – Ein geheimnisvoller Schläfer

Haselmaus als Feinschmecker, Foto: Jan Gläßer

Die Haselmaus, Tier des Jahres 2017, ist die kleinste heimische Schlafmausart und gehört zur Familie der Bilche. Sie ist 6-9 cm lang, hat dichtes, rötlich braunes Fell, ist an Brust und Kehle gelblich weiß und besitzt einen buschig braunen Schwanz. Sie wird bis zu 5 Jahre alt und wiegt 15-35 g.
Haselmäuse leben in unterholzreichen Laub(Misch)wäldern, aber auch in reinen Fichtenbeständen des Erzgebirges, an
Waldrändern, in Hecken und in dichtem Gestrüpp mit möglichst vielen Beerensträuchern und einer artenreichen Krautschicht.
Der Familienname „Schlafmaus“ verrät schon, dass dieses possierliche Tier oft schlummert. Grundsätzlich halten Haselmäuse von Oktober bis April in einem Winternest am Boden Winterschlaf. Dabei passt sich ihre Körpertemperatur der Umgebung an und die Atemfrequenz verlangsamt sich auf 2-3 x pro Minute. Im April/ Mai erwachen die Haselmäuse mit einem Bärenhunger und stürzen sich auf frische Knospen, Blüten, Blätter, fressen Nektar, Früchte (v.a. Brombeere, Himbeere, Weißdorn), Insekten, Schnecken, Samen und Nüsse. Darüber hinaus schlafen sie tagsüber (Tagestorpor) in einem kugeligen, faustgroßen Nest aus Gras, Blättern und Moos mit seitlichem Eingang in Höhe von max. 2 m über dem Boden. Dazu nutzen sie Baumhöhlen, Rindentaschen, Astzwiesel, oder weben kugelige Nester aus Laub und Gras in Sträucher. In der Dämmerung erwachen sie und begeben sich auf Nahrungssuche. Dank ihres Körperbaus können sie hervorragend klettern und auf dünnsten Zweigen balancieren.
Von Mai bis September paaren sich Haselmäuse; nach einer Tragzeit von 3,5 Wochen werden 3-7 nackte, blinde Junge geboren und anschließend 5-7 Wochen gesäugt. Insgesamt werfen die Weibchen ein- bis zweimal im Jahr.
Zu den Hauptfeinden von Haselmäusen zählen Rotfuchs, Mauswiesel, Greifvögel und Eulen. Wird eine Haselmaus von einem
Beutegreifer am Schwanz gepackt, kann sie diesen abstreifen und so dem Feind entkommen. Doch nicht nur die natürlichen Feinde gefährden den Bestand der Haselmäuse, auch die fehlende Vielfalt in monokulturellen Wirtschaftswäldern, Habitatzerstörung durch Rohstoffgewinnung, die Zerschneidung der Lebensräume durch Straßen sowie das Fehlen von Höhlenbäumen und beerenreicher Strauchvegetation.
Da die Haselmaus fast ausschließlich in Europa vorkommt und sie durch ihre hohen Lebensraumansprüche weiträumig gefährdet ist, wird sie in den EU-Mitgliedsstaaten im Anhang IV der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie gelistet und steht unter strengem Artenschutz.
Zur Verbesserung der schlechten Datengrundlage zu Haselmausvorkommen wurde 2004 „Die Große Nussjagd in Sachsen“ initiiert. Darüber hinaus sind viele Ehrenamtliche aus Naturschutzverbänden involviert, um Haselmausnachweise durch Nistkastenkontrollen zu erbringen. In diesem Zusammenhang hat der Landschaftspflegeverband Westerzgebirge e.V. mit dem Schulhort Stützengrün während einer Umweltbildungsveranstaltung Haselmausröhren aus Milchkartons gebastelt. Erstaunlicherweise werden diese aus Mangel an geeigneten Verstecken von Haselmäusen gerne für den Nestbau und als Tagschlafröhren genutzt. Diese Milchkartons wurden seit 2018 in geeignete Hecken und Waldrandstrukturen ausgebracht, um im Westerzgebirge weitere Nachweise zu erbringen. Aufbauend auf Artnachweisen im Westerzgebirge, Vogtland und Zwickauer Land soll ein Biotopverbund hergestellt werden und die Habitate durch gezielte Heckenneuanlage, Heckensanierung und Waldrandgestaltung miteinander vernetzt werden.

Dr. Luise Eichhorn

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