Von Menschen und Tieren

Sosa um 1930, Sammlung Rene Gutzmerow

Ob wir den tierischen Mitgeschöpfen im Himmel wieder begegnen werden, wie es uns Carl Zuckmayer mit einiger Überzeugungskraft vorträgt, dieses Rätsel können wir nicht lösen, müssen wir der Zukunft überlassen. Und es wird hoffentlich noch einige Zeit ins Land gehen, ehe wir erfahren. ob die Kuh auf der Weide oder das Schwein im Stall auch zum himmlischen Inventar gehören, und vielleicht bleibt das ja auch ewig im Dunkel. Eines aber steht jetzt schon fest: Unser Umgang und unsere Einstellung zu den Tieren und vor allem auch zu unseren Nutztieren hat sich in den letzten Jahrzehnten gewaltig gewandelt und dabei gibt es sowohl positive als auch negative Entwicklungen. Ein weites Feld tut sich hier auf und Carl Zuckmayer, der ja große Teile des letzten Jahrhunderts miterlebt hat, kannte sie noch, die Zeiten, als das Nutztier noch „Haustier“ war, förmlich zur Familie gehörte und das keineswegs aus Gefühlsduselei, sondern weil dieser „Hausgenosse“ irgendwann auf dem Teller landen sollte. Und so war es für viele am Ende ein schwerer, aber notweniger Weg, der Weg zum Fleischer, Metzger, Schlachter oder wie immer im Wandel der Zeiten derjenige bezeichnet wurde, der sich dieses harte Geschäft zum Beruf gemacht hatte: die möglichst unauffällige und unspektakuläre „Verbringung“ von Rind, Schwein und Co. über den Jordan. Heute hat man dieser Portion Fleisch, die da mehr oder weniger hübsch hergerichtet auf dem Teller liegt, eher nicht in die Augen blicken dürfen oder müssen, vorher, als noch Leben in ihm war, das es nun im gewissen Sinne an uns weitergibt, damit wir unser Dasein fortsetzen können.
Dieser frühere „Familienanschluss“ der Nutztiere war sicher für diese ein Vorteil, soll aber durchaus keine Verklärung der alten Zeiten sein. Das Schicksal der tierischen Hausbewohner war auch damals nicht immer ein Zuckerschlecken und so manche von ihnen haben nie einen Sonnenstrahl in ihrem überaus kurzen Leben gesehen. Die freie Landschaft haben viele nie kennen gelernt, es sei denn auf ihrem letzten Gang. Dazu krähte kein Hahn, weder einmal geschweige denn dreimal, das interessierte kein Schwein. Andere Zeiten, andere Sitten.
Gut ist es jedenfalls, dass man sich zunehmend Gedanken darüber macht, was man isst, vor allem in der jungen Generation. Und das nicht nur aus Gründen einer gesunden Ernährung, sondern weil einem der Umweltschutz wichtig ist und das Schicksal dieses Wesens anrührt, aus dem man diese Köstlichkeiten hergestellt hat, die wir dann für wenig Geld genießen dürfen. Und dieses Schicksal kann man im Regelfall nur als katastrophal und unwürdig bezeichnen. Die Zahl der Vegetarier und Veganer nimmt zu und das ist gut so, auch wenn man am Ende in Frage stellen muss, ob ein genereller Fleischverzicht die Lösung sein kann für den Erhalt der Landschaften, in denen wir leben und die wir lieben mit all ihren pflanzlichen und tierischen Mitbewohnern. Das Nutztier ist aus der Landschaft schwer wegzudenken und nicht zu ersetzen.
Aber schon wieder tut sich ein weites Feld auf und ein klein wenig mehr dazu erfahren Sie im anschließenden „Gedankenaustausch“, bei dem ein alter „Fleischfresser“ und eine junge Vegetarierin darüber nachgrübeln, wieso und warum es auf ihren Tellern so ganz verschieden aussieht, obwohl oder gerade weil sie ein gemeinsames Ziel haben.

Matthias Scheffler

Highlandbulle Franz, Foto: Matthias Scheffler

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