Das Schottische Hochlandrind

Die alte Illa auf dem Steinberg, Foto: Matthias Scheffler

Bei einer solchen Namensgebung ist es unschwer zu erraten, wo dieses Rind seine eigentliche Heimat hat: Das Highland Cattle ist das Rind des westlichen Schottischen Hochlandes und seiner vorgelagerten Inseln. Es ist die älteste registrierte Viehrasse. Ursprünglich gab es zwei Rassen, das etwas zierlichere, meist schwarze Rind der vorgelagerten Inseln, Kyloe genannt, und das meist rötliche Rind der Highlands. Heute finden sich sehr verschiedene Farbschläge, wobei rot-braun dominiert. Die Eigenschaften, die es in diesem rauen Landstrich über Jahrhunderte entwickelt hat, haben aber mittlerweile dazu geführt, dass es in vielen Regionen der Welt verbreitet ist. Es handelt sich um ein äußerst robustes, wetterhartes und langlebiges Nutztier, das auch in Gebirgslagen ganzjährig im Freiland gehalten werden kann. Es braucht keine Stallungen, ein großer Vorteil. Es kalbt leicht, auch ohne menschliche Hilfe und ist kaum anfällig für Krankheiten. Der Aufwand zur Betreuung ist deshalb vergleichsweise gering. Das Hochlandrind ist klein und leicht und bringt nur etwa 750 g/cm2 Trittbelastung auf den Boden. Es ist damit auch für steile Hänge und feuchte Flächen geeignet, ohne dass große Bodenverwundungen zu befürchten sind. In Bezug auf Futter ist es außerordentlich anspruchslos und kommt auch mit sehr alten und energiearmen Aufwüchsen bestens zurecht. Zudem hat es einen sehr gutmütigen Charakter und lässt sich nur schwer aus der Fassung bringen. Ins Auge fällt bei dieser Rasse natürlich sofort das lange Fell und dieser beeindruckende Kopfschmuck: die Hörner. Eigentlich gehören Hörner ja ohnehin zum Rind, ähnlich wie der Rüssel zum Elefanten. Nur weiß das kaum noch jemand.
Man zählt das Hochlandrind zu den Fleischrindern und dort zu den extensiven Rassen. Es hat eine hervorragende Fleischqualität. Wer aber das möglichst schnelle Heranwachsen eines riesigen Fleischberges beobachten möchte, der wird von den Schotten enttäuscht werden. Stattliche vier Jahre braucht ein Tier, ehe man es zu den „Erwachsenen“ zählen darf und dann bringen es die Kühe auf 400-450 und Bullen auf heutzutage geradezu lächerliche 600-750 Kilo. Hänflinge also im Vergleich zu den 1300 Kilo, die ein Bulle einer Intensivrasse am Ende auf die Waage bringen darf. Ein kurzer Ausflug in die Geschichte wird gleich zeigen, wovon wir hier reden: Noch Anfang des 19. Jahrhunderts soll das Durchschnittsgewicht einer „unverkrüppelten Kuh auf gehöriger Weide“ 150-200 kg betragen haben, also eher vergleichbar mit einem etwas zu üppig geratenen Schaf. Bei der Milch sieht es nicht anders aus. Eine Kuh im Mittelalter gab etwa 700 Liter Milch im Jahr und vor hundert Jahren etwa 2500 Liter. Etwa in dieser Größenordnung reiht sich das Hochlandrind von heute ein und diese Milch kommt im Regelfall ausschließlich dem Kalb zugute, denn die Rasse wird fast ausschließlich bei der Mutterkuhhaltung eingesetzt. Eher eine Pfütze ist das im Vergleich zu den „Milchseen“, die ein Hochleistungsmilchrind, ein „Euter mit etwas Kuh drumrum“, heute produziert: durchschnittlich um die 8000 Liter, von den „Stars“ in der Branche gar nicht zu reden. Das alles macht deutlich: Das Hochlandrind ist nicht konstruiert für die Agrarindustrie, sondern für die „Spezialfälle“: Es ist wie geschaffen für die verschiedensten Formen der naturverträglichen und tiergerechten Beweidung zum Erhalt der biologischen Vielfalt, die zum Glück eine zunehmende Rolle in der Landnutzung spielen. Ein weiterer Pluspunkt kommt hinzu. Es ist ein besonders attraktives, ja geradezu schönes Rind und dadurch gut geeignet, der Bevölkerung die Anliegen von Naturschutz, Landschaftspflege und naturverträglicher Landwirtschaft auf äußerst attraktive Art und Weise zu vermitteln und zwar allen Generationen.
Es hat eine Aura, etwas Magisches, das Schottische Hochlandrind. Das merkt man sofort, wenn man ihm gegenübersteht, ihm in die Augen blickt, diese Mähne bewundert und dieses Gehörn bestaunt. Für so manchen Halter dieser Rasse war die erste Begegnung wie eine Liebe auf den ersten Blick, die einen nie wieder los lässt.

Matthias Scheffler

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