Die Erzgebirgsziege

Erzgebirgsziege, Foto: Matthias Scheffler

Ziegen gehören zu unseren ältesten Haustierrassen, ihre Domestikation begann schon 10.000 vor Christus. Die heutigen Hausziegen stammen von der Bezoarziege ab, die ihr Verbreitungsgebiet östlich des Mittelmeerraums bis Pakistan hat. Damit wurden Ziegen noch vor Schafen domestiziert und waren die erste Art, die von uns Menschen zur Milchgewinnung gehalten wurde. Gerade in den letzten Jahren ist Ziegenmilch und -käse bei vielen Menschen auch wieder sehr beliebt geworden. Die Erzgebirgsziege entstand wahrscheinlich um das 16. Jhdt. herum. Typisch ist ihre rotbraune Grundfärbung mit einem schwarzen Bauch, einem schwarzen Aalstrich und schwarzen „Stiefeln“. Auch die Gesichtszeichnung ist schwarz. Es gibt hornlose Tiere und solche mit Hörnern von dieser 70-80cm großen Ziegenrasse. Sie war im Erzgebirge sehr verbreitet und wurde auch als „Bergmannskuh“ bezeichnet, da jeder sie halten konnte, auch wer nur wenig Land besaß. Sie eignete sich mit ihrer Genügsamkeit sehr für die Beweidung magerer Bergwiesen und kleiner Splitterflächen. Den Erzgebirgern lieferte sie Milch, Fleisch, Felle und Leder. Da diese Tiere sehr robust und unkompliziert sind, können sie auch heute noch gut in der Landschaftspflege und Hobbyhaltung eingesetzt werden. Ziegen fressen auch die Blätter und Triebe von Büschen, so dass bei einer verbuschten Fläche der Einsatz von Ziegen helfen kann, die ursprüngliche Wiese zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Schäferinnen und Schäfer halten darum gerne auch einige Ziegen in ihrer Herde. Sie eignen sich außerdem für Gebiete, in denen Schafe nicht genügend Futter finden würden oder es zu felsig ist. Allerdings brechen die eigensinnigen, intelligenten Ziegen auch schneller aus eingezäunten Flächen aus.
Noch in der DDR war die Erzgebirgsziege hier relativ weit verbreitet, doch es wurden vermehrt andere Rassen eingekreuzt, vor allem um die Milchleistung zu erhöhen, was nach der Wiedervereinigung noch deutlich zunahm. Heute gilt die Erzgebirgsziege daher nicht mehr als eigene Rasse, sondern als Zuchtrichtung oder „Typ“ der Bunten Deutschen Edelziege. Diese ist in Deutschland weit verbreitet und auch die Harzziege und die Thüringer Waldziege werden als Zuchtrichtungen dieser Rasse gezählt. Die Bunte Deutsche Edelziege wurde in den 1920ern auf eine hohe Milchleistung und ein langes Leben gezüchtet und ist außerdem noch robust und widerstandsfähig. Da sie aber nicht ganz so beweglich wie vergleichbare Rassen ist, eignet sie sich weniger gut für die Landschaftspflege und wird hauptsächlich als Milchziege gehalten. Von der für die Landschaftspflege hingegen gut geeigneten Erzgebirgsziege gibt es heute leider nur noch sehr wenige Tiere, auch sie ist wie viele alte Haustierrassen vom Aussterben bedroht. Dabei würde eine extensive Beweidung mit Schafen und Ziegen vielen Bergwiesen und ihren tierischen Bewohnern guttun. Wie schön wäre es, wenn man dies wieder mit der heimischen Erzgebirgsziege machen würde.

Karolin Prott

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