Am Rothirsch scheiden sich die Geister Schon seit Jahrhunderten steht der letzte große Pflanzenfresser, der uns noch geblieben ist, der letzte Rest vom Schützenfest sozusagen, unter „Beschuss“, sowohl verbal als auch im wahren Leben. Derzeit wohl stärker als selten zuvor., denn er wurde – gemeinsam mit seinem Leidensgenossen, dem Reh – als Forstschädling und Hindernis beim Waldumbau identifiziert. Ein schweres Verbrechen, auf das bekanntlich die Todesstrafe steht. Dass er ein wichtiger Bestandteil unserer Ökosysteme ist oder sein sollte, wird dabei gerne unter den Tisch gekehrt und gilt ohnehin nicht als strafmindernd. Das Dilemma mit dem Klimawandel bringt ihn immer weiter in die Defensive. Der gute Zweck heiligt bekanntlich alle Mittel.
Der NABU Aue-Schwarzenberg setzt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Wald versus Wild auseinander und möchte allen Interessierten an dieser Stelle einige in der letzten Zeit entstandene Dokumente zum DOWNLOAD bereitstellen, die das Thema Wald-Wild unter verschiedenen Aspekten näher beleuchten und sich dabei nicht mit der pauschalen Oberflächlichkeit zufriedengeben wollen, dass wir überall und allerorts zu viel Wild im Wald haben und deshalb fleißig und unentwegt geschossen werden muss, um damit den deutschen Wald und am besten gleich die ganze Welt zu retten. Wie wir alle wissen sind die Dinge meistens komplexer und komplizierter als uns gemeinhin weisgemacht wird, auch beim Thema Wald und Wild. Natürlich ist der Erhalt und der Umbau unserer Wälder von enormer Wichtigkeit. Aber es wäre wohl nicht sonderlich klug, das erneut und wie eh und je maßgeblich der Forstpartie zu überlassen, die uns ja letztendlich – häufig durchaus in nachvollziehbarer Absicht – diese Holzäcker in die Landschaft gestellt hat, die nun zusehends ihre Schwächen zeigen. Statt Forstökonomie sollte nun endlich der Wald als Ökosystem und seine Wohlfahrtswirkungen für uns Menschen in den Mittelpunkt gerückt werden, wenn wir wirklich etwas gegen die Klimawandel und den Verlust an biologischer Vielfalt erreichen wollen. Und zum Wald gehören nun einmal auch Hirsch, Reh und Co. und ihre verbindende Funktion zu anderen Teilen unserer Landschaft.
Matthias Scheffler
DOWNLOAD der PDF des NABU Sachsen:
„Wald und Wild in schwierigen Zeiten – Ein Diskussions- und Hintergrundpapier des NABU Sachsen“
DOWNLOAD der PDF einiger Mitglieder des NABU Bundesfachausschusses „Wald und Wild“:
„Herbivorie-Management – Diskussionspapier für den NABU und an der Thematik interessierte Experten“